Die Augustinerkirche in Fürstenfeld

Seit beinahe 600 Jahren hat die Stadt Fürstenfeld ihre Klosterkirche. Im Jahre 1362 wandten sich die Bürger der Stadt an ihren Landesherrn Herzog Rudolf IV. mit der Bitte, ein Kloster und eine Kirche für die Augustiner-Eremiten gründen zu dürfen. Diese Mönche standen ebenso wie die Angehörigen der anderen Bettelorden (Franziskaner, Dominikaner etc.) als eifrige Seelsorger, Lehrer und vor allem als ausgezeichnete volkstümliche Prediger in hohem Ansehen. Der Herzog gab den Fürstenfeldern die Erlaubnis zur Gründung einer Augustiner-Niederlassung und er selbst stiftete das hierzu nötige Grundstück. Durch den Einspruch des Malteser-Ordens, der seit 1197 in Fürstenfeld ansässig ist und hier eine Kommende und die Stadtpfarrkirche gegründet hat, kam es dann aber zu Verzögerungen beim Bau des Klosters. Der Komtur der Malteser verlangte von den Augustinern eine finanzielle Entschädigung für den Entgang von Opfergeldern und Stiftungen, eine Forderung, gegen welche sich die Augustiner wehrten. Dieser daraus entstandene Konflikt wurde erst durch herzoglichen Entscheid beigelegt. Nun schritt der Klosterbau der Augustiner in Fürstenfeld rasch voran und bereits 1367 konnte ihre neue Ordensniederlassung eingeweiht werden, im folgenden Jahr wurde auch die Kirche fertiggebaut und geweiht.

Diese Klosterkirche war im prunklosen Stil der Bettelordenskirchen erbaut: ohne Turm, nur mit einem Dachreiter über dem Chor. Dieser, lang und schmal, mit einfachen Strebepfeilern an den Außenwänden, steht heute noch.

In den folgenden Jahrhunderten teilte die Augustinerkirche das wechselvolle Geschick der Stadt. Die vielen Zerstörungen durch Krieg und Feuer machten oftmalige Erneuerungen am Baukörper und an der Inneneinrichtung nötig, so dass jede Stilepoche der Kirche ihren Stempel aufdrückte. Es waren dabei fast durchwegs echte Künstlerhände am Werk und sie schufen ein harmonisches Juwel religiöser Kunst, dessen Zauber in jedem Winkel der Kirche fühlbar ist. Es ist ergreifend, der Geschichte dieses Gotteshauses zu folgen und dabei zu erfahren, mit wie viel Hingabe und Liebe, Verständnis und Opfermut die Betreuer dieser Kirche immer wieder nach Zerstörung und Niederlage etwas Neues und Schönes an ihr entstehen ließen.

Bald nach seiner Erbauung erhielt das Kloster größere Zuwendungen von Seiten der Fürstenfelder Bürgerschaft und namentlich die große Stiftung des Stadtrichters Niklas Ruegerstorfer im Jahre 1400 trug viel dazu bei, den Bestand der Ordensniederlassung zu sichern. Die Einkünfte aus dieser Stiftung ermöglichten einen großzügigeren Ausbau des Klosters und an der Nordseite der Kirche, die dem Platze zu liegt, wurde eine Grabkapelle für Ruegerstorfer errichtet. Der Platz vor der Kirche war der Friedhof der Augustiner und ihrer Wohltäter.

1480, das sogenannte Gottesplanjahr mit Krieg, Pest und Heuschreckenschwärmen, brachte für Fürstenfeld neben anderen Heimsuchungen im Mai eine Belagerung durch ungarische Truppen. Wohl gelang es, einen schweren Feindansturm abzuwehren, aber Brandpfeile der Belagerer verursachten eine Feuerbrunst, der sämtliche Gebäude der Stadt mit Ausnahme des Augustinerklosters, der Klosterkirche und dreier Häuser in der Nachbarschaft zum Opfer fielen. Auch die Stadtpfarrkirche und die Kommende verbrannten damals. Das Augustinerkloster wurde aber geplündert und die Mönche wurden gefangen genommen. Mehrere von ihnen starben an den Folgen der Kriegsereignisse. Der Laienbruder Heinrich aus Rattenberg in Tirol erlitt damals in Fürstenfeld durch Feindeshand den Tod. Er wurde erwürgt. In seiner Heimat wird er als seliger Märtyrer verehrt. Die wenigen Fürstenfelder, die dieses Katastrophenjahr 1480 überlebt haben, kämpften verzweifelt gegen Armut, Hunger und Obdachlosigkeit. Der Augustinerkonvent löste sich damals auf und im Kloster blieb als Einziger Prior Augustin von München zurück. Er berichtet, dass er während seiner Prioratszeit die Kirche hat zweimal weihen lassen, gewiss war sie im Verlaufe der Kampfhandlungen und der darauf folgenden Ungarnherrschaft profaniert worden. Die Herrschaft der Ungarn über unsere Stadt dauerte insgesamt 10 Jahre und schon während dieser Besetzungszeit begann die Stadt von neuem zu erstehen.

Anfang des 16. Jahrhunderts verheerten mehrer schwere Brände neuerdings unsere Stadt. Bei einem dieser, es war im Jahre 1503, erlitten auch das Augustinerkloster und seine Kirche argen Schaden.

In der Reformationszeit hörten alle Zuwendungen an das Kloster auf und deshalb konnte von 1547 – 1550 nur noch ein Pater im Kloster wohnen. Als er gestorben war, beanspruchte die Stadtverwaltung das Kloster für sich. 1551 musste sie es jedoch wieder an den Orden zurückgeben. Damals wechselten Gunst und Ungunst der Verhältnisse sehr rasch und nach einiger Zeit waren bereits wieder ein Prior und mehrer Brüder im Kloster. Dieser Prior namens Carlucci beschwerte sich beim Magistrat, dass im Zuge der Neubefestigung der Stadt ein Teil des Klosters abgerissen worden sei und dass ein anderer Teil sogar als Magazin benützt werde. Er verlangte deshalb eine Entschädigung, wogegen sich der lutherisch gesinnte Malteserkomtur von Fürstenfeld aussprach. Der Komtur machte geltend, dass die Augustiner sehr gute Einkünfte hätten und im übrigen ja auch den schönen Meierhof vor der Stadt (eine Stiftung Niklas Ruegerstorfers vom Jahre 1400) besäßen.

1605 überfielen Hajduken (ungarische Aufständische gegen den Kaiser) die Stadt Fürstenfeld, besetzten sie und plünderten sie aus. Hiebei entstand ein großer Brand, der sich auch auf das Augustinerkloster ausdehnte. In dieser Notzeit benutzte man die Klosterkirche, die im Brande auch gelitten hatte, eine Zeitlang als Heuspeicher. Als der Hajdukensturm vorüber war und Kirche und Kloster renoviert werden konnten, trug man die Grabkapelle des Niklas Ruegerstorfer (ihrer Form wegen war sie „Rundell“ genannt worden) ab.

1619 ging das Amt des Stadtpfarrers auf einen Augustiner über und bis 1685 blieb die Verwaltung der Stadtpfarre in Händen der Augustiner.

Im Jahre 1683, als die Türken ihren großen Feldzug gegen den Kaiser begannen und als die Befestigungsanlagen für die Grenzstadt Fürstenfeld mehr denn je vonnöten waren, da schlug am 13. Juni dieses Jahres ein Blitz in den Pulverturm, der hinter der Augustinerkirche stand, ein. Die ungeheuer heftige Explosion beschädigte schwer das Kloster, die Klosterkirche und die dortige Bastei.

Durch den Sieg des Prinzen Eugen wurde die türkische Gefahr endlich gebannt und der bald nach 700 geschlossene Friede mit Ungarn und Frankreich ließ endlich eine längere Zeit des Friedens für das steirische Grenzland anbrechen.

Bemerkenswert sind zwei Bruderschaften, welche von den Augustinern betreut wurden: die Skapulierbruderschaft und die Bruderschaft vom Ledergürtel (letztere so genannt, weil ihre Mitglieder einen Ledergürtel tragen mussten). Starb ein Bruderschaftsmitglied, so kamen seine Brüder im Klageornat, langen schwarzen Kapuzinermänteln, und mit Windlichtern in den Händen zum Begräbnis. 1739 verbrüderte sich der Konvent der Augustiner mit dem Rat der Stadt „zum Dank für erwiesene Wohltaten“.

Für die Jahre 1764 bis 1769 sind uns Passionsspiele bezeugt, die unter Leitung des Augustinerpaters Mauritius standen. Gespielt wurde jährlich an vier Abenden, am Mittwoch in der Karwoche, am Karfreitag, Ostermontag und Osterdienstag. Es ist anzunehmen, dass die Aufführungen am Platz vor der Augustinerkirche stattfanden. Der Friedhof, der sich ursprünglich dort befunden hat, war um diese Zeit (einem zeitgenössischen Bild nach zu schließen) bereits aufgelassen. Für die Aufführungen wurde eine Bühne errichtet. Von den Vorstellungen des Jahres 1767 wissen wir, dass dabei elf Personendarsteller, zwei Sänger-Mädchen und eine Musikkapelle mitwirkten. Neben den Passionsspielen ist für dieses Jahr auch eine dramatische Darstellung der Genoveva-Legende bezeugt. Die Rolle dieser Heiligen spielte ein Tischler aus Oberwart. An den Ostertagen wurden gewöhnlich Türkenspiele aufgeführt, die mit großem Prunk ausgestattet waren. Im Zuge der Gegenreformation wurden von den Jesuitenschulen Theateraufführungen solcher Art gepflegt und kamen dann allgemein hoch in Mode. Sie entsprachen auch der Lebensfreudigkeit dieser Zeit; nach den schweren Kriegswirren war ja endlich der Friede ins Land gekommen.

Unter Josef II wurde die Aufhebung des Augustinerklosters angeordnet, aber die Bürger der Stadt baten im Juli 1785 um die Erhaltung des Klosters. Diesem Ansuchen wurde nicht stattgegeben, doch kam es auch nicht zur Durchführung des Aufhebungsbeschlusses. Das Kloster blieb weiter bestehen. Dafür dürfte wahrscheinlich ausschlaggebend gewesen sein, dass die Augustiner neben ihrer Seelsorge auch im Unterrichtswesen tätig waren.

1811 kam es (wahrscheinlich aus Mangel an Ordensmitgliedern) zur Auflösung des Konventes. Das Klostergebäude wurde verkauft, der Grundbesitz ging an den Religionsfonds, kam aber später in private Hände. Die Klosterkirche diente nach der Auflassung des Klosters zeitweilig als Magazin. 1816 wurde sie samt den Paramenten von der Stadt Fürstenfeld angekauft. In den folgenden Jahren waren in der Klosterkirche nur fallweise Gottesdienste, so am Augustinitag. Nach der Gründung der Realschule in Fürstenfeld fanden die Schulgottesdienste für die Mittelschüler in der Klosterkirche statt. Von den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges an, als die Stadtpfarrkirche durch Brand zerstört worden war, bis zur Beendigung der Renovierungsarbeiten an dieser Kirche, durch volle 2 ½ Jahre, war für die katholische Bevölkerung Fürstenfelds die Augustinerkirche das einzige Gotteshaus. Gegenwärtig kann die Augustinerkirche ihrer Baufälligkeit wegen für gottesdienstliche Zwecke nicht benützt werden.

Der gotische Chor der Klosterkirche stammt, wie schon erwähnt, aus der Zeit der Klostergründung (1365-1368). Der Chor ist verhältnismäßig lang, er steigt schlank empor und umschließt mit maßvollem spitzbogigem Rippengewölbe das Presbyterium. Eine einfache polygone Apsis schließt den Raum. Der Chor hat zwei rechteckige Joche und die Rippen seines Kreuzgewölbes ruhen auf später barockisierten Pfeilern. Die Kirche ist einschiffig, 34 m lang und 11 m breit. An den Chor schließt das breitere, tonnenförmig gewölbte Langhaus an. Nach der Zerstörung durch den explodierenden Pulverturm 1683 wurde das Kirchenschiff neu erbaut. Zwei Pflastersteine hinter dem Hochaltar mit den eingemeißelten Jahreszahlen 1684 bzw. 1685 weisen auf die Renovierungsjahre hin. Ein Stich des Kupferstechers Steidlin, der Bilder aller Augustinerklöster im österreichisch-ungarischen Raum herstellte, zeigt uns die Kirche um 1740 mit dem großen neuen Langschiff und dem alten gotischen Chor, auf dem noch der Dachreiter saß (letzterer hatte beim Umbau ein barockes Dach mit Laterne bekommen). Der besagte Stich zeigt auch eine Kapelle, die auf der Platzseite an das Kirchenschiff angebaut war. Vielleicht war das die Grabkapelle jenes Wilfersdorfers, der 1657 gestorben war und dessen Grabstein an eben der Stelle in den Boden der Kirche eingelassen ist, wo die Kapelle zugebaut war. Einen großen Turm besaß die Kirche damals noch nicht. Das Hauptportal (an derselben Stelle gelegen wie heute) war von zwei Säulen flankiert, darüber befand sich ein kleines Dach und in einer Mauernische eine kleine Statue. Ungefähr 1760-1770 wurden durchgreifende Umbauten vorgenommen. Die Pfeiler im Chor erhielten ihre heutige Gestalt. Das Ende der dem Platze zu liegenden Langhaus-Fassade führte man als dreiteilige, anmutig beschwingte Front aus, geschmückt mit schöner Stuckdekoration und überragt von einem quadratischen Mittelturm.

Der Hochaltar beherrscht ein großes Kreuz mit einer holzgeschnitzten Christusfigur, darunter war das Hochaltarbild. Auf beiden Seiten des Hochaltars knien zwei große Engel in Anbetungshaltung und mit breiten goldenen Flügeln. Die Kirche hat vier Seitenaltäre, zwei davon stehen frontal zum Langhaus an den Übergangswänden zum schmäleren Chor. Diese Altäre sind in Stuckmarmor ausgeführt, haben ansprechende Tafelbilder und sind mit Heiligenstatuen und Puttis geschmückt.

Das älteste Bildwerk der Klosterkirche ist das aus Holz geschnitzte Vesperbild, ungefähr am Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden. Starr und streng ruht der Körper des toten Sohnes im Schoße der Mutter. Die langen, eckig schmalen Gliedmaßen und der hagere Körper des Heilandes sind schon im Banne der Totenstarre. Im großen schweigendem Schmerz neigt die Mutter ihr Haupt zum Sohn hinab. Diese Statue war durch viele Jahre hindurch Gegenstand hoher Verehrung, sie galt als wundertätig und man unternahm viele Wallfahrten zu ihr. Sie ist heute sehr stark übermalt und verlor dadurch viel von ihrer ursprünglichen Schönheit. Eine Restaurierung wäre hier sehr nötig. Die Statue befindet sich heute in der Stadtpfarrkirche, um sie vor eventuellem Schaden in der baufälligen Klosterkirche zu bewahren.

Die prachtvolle Holzplastik des gekreuzigten Heilands am Hochaltar, ein spätgotisches Werk des frühen 16. Jahrhunderts, gehört zum Schönsten, was unsere Stadt an Kunstwerken besitzt. Vom Vesperbild und dem Crucifixus erzählt die Überlieferung, dass sie bei allen Bränden der Klosterkirche mit liebevoller Besorgtheit in Sicherheit gebracht worden waren.

Eine bemerkenswerte Arbeit des Renaissance-Stils ist das Lavabo in der Sakristei. Sein Wasserhahn hat die Gestalt eines zierlich eingerollten Delphins.

Das Hochaltarbild stellt den Attributen und der Inskription nach nicht den heiligen Augustinus dar, wie bisher allgemein angenommen wurde, sondern den heiligen Donatus im Gewande eines Augustiner-Eremiten. Das Bild, ein sehr schönes, unter italienischem Einfluss ausgeführtes Werk, ist um 1700, vielleicht schon etwas früher entstanden. Ein Andachtsbildchen aus dem Jahre 1677 zeigt, dass sich zu dieser Zeit das oben erwähnte Vesperbild am Hochaltare der Augustinerkirche unter dem Kreuz befunden hat, auf jener kleinen Plattform, auf welche nachher das Hochaltarbild kam. 1683 war, wie schon ausführlich dargelegt, durch Blitzschlag der Pulverturm zur Explosion gekommen. Als die dadurch schwer beschädigte Kirche wieder aufgebaut worden war, gab man die Statue der schmerzhaften Muttergottes (Vesperbild) auf einen Seitenaltar. Für den Hochaltar ließ man ein Bild des heiligen Donatus herstellen, weil dieser Heilige gleich dem heiligen Florian und dem heiligen Ägidius als Schutzpatron gegen „Blitz und Ungewitter“ verehrt wird.

Die Klosterkirche besitzt auch eine schöne barocke Madonnenstatue von ca. 1700, darstellend die Muttergottes als Himmelskönigin, wie sie auf einer Mondsichel steht. Maria hält das lächelnde Jesukind auf den Armen; sie und das Kind tragen vergoldete Kronen. Auch diese Statue ist leider sehr stark übermalt. (Auch diese Madonna und das Donatus-Bild werden einstweilen in der Stadtpfarrkirche aufbewahrt).

Links über der Kanzel, hoch oben an der Wand, befindet sich ein wertvolles Wappenschild, ein sogenanntes Totenschild. Es stellt das Wappen eines ausgestorbenen Adelsgeschlechtes dar.

Aus der Zeit des letzten Umbaues der Klosterkirche stammen die Kanzel, die Kirchenbänke, die Sakristeitüre und die beiden Chorstühle. Die Kanzel ist ganz aus Lärchenholz angefertigt und mit reichen Schnitzereien verziert, interessant ist das dabei verwendete Kukuruz-Striezel-Motiv. Bezaubernd schön ist die geschnitzte Sakristeitür und der anschließende Chorstuhl und ebenso ein Gegenstück auf der linken Chorseite. Beide Stühle weisen neben ihren Schnitzwerken prunkvolle Intarsienarbeiten auf. Die Stühle wurden 1770 angefertigt. Zu diesem herrlichen Chorgestühl gesellen sich die großen Kirchenbänke aus Eichenholz, die von derselben Meisterhand stammen.

Am letzten Pfeiler der rechten Kirchenwand hängt das Bild des heiligen Augustinus. Am Festtag dieses Heiligen, am 28. August strömten alljährlich zahlreiche Wallfahrer nach Fürstenfeld, um sein Bild in der Augustinerkirche zu verehren. Von ihm erflehten sie Hilfe und Heilung, hauptsächlich bei Augenkrankheiten. Infolge einer einfältigen Namensauslegung wurde der heilige Augustinus beim bayrischen und österreichischen Volk der Patron der Augenkrankheiten. Kirchliche Feste sind zugleich auch Volksfeste. Mit den Wallfahrern, die zum Augustinifest nach Fürstenfeld kamen, zogen auch viele Händler. Es entstanden so die großen Augustini-Jahrmärkte, die das größte Fest des Jahres für unsere Stadt waren. Schon am Vortage kamen aus der Gegend um Fürstenfeld und aus dem Burgenland, ja selbst aus Ungarn, die Wallfahrer und Jahrmarktbesucher. Unter ihnen fielen besonders die Kroaten mit ihrer malerischen Tracht und die ungarischen Männer mit ihren weißen Leinenhosen auf. Ein Großteil der Wallfahrer kam in Prozessionen. Voran trugen sie ihre Prozessionskreuze und Fahnen und sangen beim Einzug in die Stadt ihre schönen uralten Wallfahrerlieder. Aus der Untersteiermark und aus Slowenien kamen Bauern mit vielen Plachenwagen voller Zwiebeln, die sie am Jahrmarkt verkauften. Die Bismarckstraße und die Klostergasse entlang standen diese Zwiebelwagen und alle Haushalte unserer Gegend versorgten sich hier mit ihrem Jahresbedarf an Zwiebeln. Der Augustinimarkt hieß deshalb auch „Zwiebelmarkt“.

Am Abend vor dem Augustinifest war in der Augustinerkirche eine Segensandacht mit großer Assistenz. Die Kirche war für die Andächtigen zu klein und viele von ihnen mussten am Augustinerplatz vor den Toren der Kirche stehen bleiben und so an der heiligen Handlung teilnehmen. Beichtväter saßen bis spät am Abend in den Beichtstühlen der Kirche, der Sakristei und des Kreuzganges. Viele der Wallfahrer übernachteten auf den Heuböden der benachbarten Häuser, deren Besitzer sie gastfreundlichst aufnahmen. Am Augustinitag waren von frühester Stunde an nacheinander heilige Messen. Den Höhepunkt des kirchlichen Festes bildete ein großes Hochamt mit Festpredigt und Musik.

Von zeremoniöser Feierlichkeit war das religiöse Brauchtum anlässlich dieses Festes. Die Wallfahrer berührten die Augenpartie des Wallfahrtsbildes und wischten dann über ihre eigenen Augen. Hierauf bewegten sie sich kniend zum Hochaltar hin, wo viele von ihnen aufstanden und einen Fuß des rechten Altarengels berührten, dann wieder niederknieten, um in dieser Stellung den Umgang um den Hochaltar zu beenden. Im Hof des Klosters war ein Brunnen, über dem ein auf Blech gemaltes Bild des heiligen Augustinus war. Dem Wasser dieses Brunnens sprach man heilende Kraft zu. Um dieser teilhaftig zu werden, rief man den heiligen Augustinus als Fürbitter an und wusch sich mit dem Wasser andächtig die Augen.

 

Die Tradition der Augustini-Märkte setzen heute die Augustini-Festtage fort.

 

Diese Arbeit wurde verfasst von Maria Eisenberger

und soll dazu mithelfen, das Wahrzeichen der Stadt Fürstenfeld,

die alte Augustinerkirche,

vor dem drohenden Verfall zu bewahren.

 

Sie entstand auf Anregung des Kulturreferenten der Stadt,

des am 9. August 1956 verstorbenen Gemeinderatsmitgliedes

Rudolf Buchner,

des feinsinnigen Anwaltes des kulturellen Erbes seiner Heimat

und ist seinem Andenke gewidmet.